Archiv       Projekt: Foyer -Austellungen



Wolfgang Klaas   

"Grenzweg"  

Ausstellungsdauer: 14.1.-11.2.2000  

Kontakt: Tel.: 02543/1467

Eine Reise in die Objekt-und Bildwelt des in Spanien aufgewachsenen Künstlers Wolfgang Klaas ermöglichte die Installation und Ausstellung "Grenzweg im cuba-Foyer zu beginn des neuen Jarhhunderts. Mit den Mitteln von Malerei und Objekten geht es dem Künstler um die Schaffung eines Raumes, der die Spannung zwischen Oben und Unten, Himmlischem und Irdischem reflektiert. Symbolik und Archetypus spielen eine Rolle; dem Betrachter bleibt jedoch genügend Raum für eigene Interpretationen.

Rede zur Eröffnung:

Wir befinden uns an der Schwelle des nächsten Jahrtausends, welches uns ganz  sicher mit dramatischen Veränderungen in einem atemberaubenden Tempo in allen gesellschaftlichen Bereichen konfrontieren wird. Viele von uns sind heute ihrem Element, wenn sie mit 600 Megaherz durchs Netz surfen, sich virtuelle Räume erschließen, globale Wirtschaftsstrategien komponieren, Gene klonen oder wer weiß schon, was sonst noch so hinter verschlossenen Türen passiert. Geschwindigkeit ist keine Hexerei mehr, meine Damen und Herren, sie ist Realität und es drängt sich eher die sorgenvolle Frage auf, ob wir dieser Entwicklung überhaupt gewachsen sind, damit wir es nicht mit einem rasendenStillstand zu tun bekommen. Es besteht meiner Meinung die Gefahr, daß wirlediglich nur noch zu Nachbereitern werden, die sich mit vollendeten Tatsachen abzufinden haben, es besteht die Gefahr, daß die Verbindung zurVergangenheit abreißt, und daß wir damit eine der wichtigsten Möglichkeitenüberhaupt verlieren, gegenwärtige und zukünftige Strukturen zu gestalten.

Aber da gibt es ja noch Wolfgang Klaas, der auf seine Art nicht davon abläßt, uns aufzufordern, zur Besinnung zu kommen. Er malt, wie er selbst sagt, ausLiebe zur Erde, er versteht seine Bilder als Träger von Energien, derenVermittler er selbst zu sein bestrebt ist. Und so sind sie auch, seine Werke.Ungeheuer kraftvolle Farben bestimmen sie und anchmal hat man das Gefühl,als werde Energie sichtbar und spürbar. Mit Leichtigkeit überschreiten siedie ihnen vorgegebenen Grenzen, erzeugen Dynamik und auch das Gefühl von Unendlichkeit, die von dem Bewußtsein getragen ist, daß die Welt nur einwinziger Teil eines kosmischen Ganzen ist. Viele Farben sind der Natur entlehnt, was nicht verwundert, fand dochWolfgang Klaas in langen Jahren in unberührter Landschaft der spanischen Pyrenäen zu seiner ihm eigenen Farben- und Formensprache. Wer aus Liebe zur Erde malt, hat sich natürlich auch ein ganz besonderesVerhältnis zu den Elementen bewahrt. Eigentlich ist es doch noch gar nicht solange her, meine Damen und Herren, da galt es, mit ihnen zu harmonieren. Siezu respektieren hatte oberste Priorität.

Man gab ihnen Namen, zum Teil unterhaltsame Erfindungen des Volksglaubens, aber sie wurden auch zu schillernden Persönlichkeiten, in die die menschliche empfundene Poesie der Naturerscheinung einging. Was ist passiert, meine Damen und Herren, daß viele von uns doch eher mitGeringschätzung mit den Dingen umgehen, die uns das Leben geben, aber auch nehmen können. Auch hier zeigt sich Wolfgang Klaas als Grenzgänger. In seinenWerken kommt vielfach das zum Ausdruck, was den Elementen zu eigen ist: dynamisches Schweigen und kosmische Erregung. Wolfgang Klaas drückt genau das aus, womit wir gegebenenfalls rechnen müssen, denn in  vielen seiner Werketauchen immer wieder schwarze und weiße Signale auf, die beide für sichgenommen sowohl Glückseligkeit als auch absolutes Chaos bedeuten können.Und hier schließt sich der Kreis, meine Damen und Herren. Noch sind uns dieElemente gewogen, aber was wird, wenn sie sich gegen uns wenden, wie in den letzten Wochen, mit tektonischen Aufbrüchen, mit Luftwirbeln von ungeheurerKraft oder mit Wassermassen, die alles unter sich begraben, nur Angst und Zittern hinterlassend.

Halten wir mit Wolfgang Klaas einen Moment inne und lassen sie mich mit einem Zitat des 1991 verstorbenen französischen Schriftstellers Andre Dhotel schließen:

Wenn du entdecken willst,
was du suchst,
mußt du dich bemühen,
die Zeichen zu lesen,
die den Dingen anhaften.
Ein Hinweis führt immer zum nächsten.
Die Erde ist weit,
aber es bestehen Verbindungen zwischen den Dingen.

Fritz Halfmeier, Januar 2000




Archiv       Projekt: Foyer-Ausstellungen