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Andreas Märker

"California Dreaming"

Austellungsdauer: 10.1. - 2.2.2003



In spielerischer und zugleich ernsthaft-reflektierter Weise präsentierte Andreas Märker Licht- und Klang-Installationen mit Alltagsobjekten: California Dreaming I,II und III. Es waren träumerische Visionen banal-trivialer Alltagssituationen, die der Betrachter vorgeführt bekam. Als eigens dafür erschaffene, musikalisch untermalte Traumwelten luden sie dazu ein, in sie einzutreten und sich in ihnen zu verlieren. Überschrieben waren die Installationen mit dem Musiktitel California Dreaming aus den Siebzigern, der vielen noch aus vergangenen Zeiten vertraut ist. – Ein Titel, der zu einem Ohrwurm, zum Begleiter durch den Tag werden kann und von den Alltags- und Zukunftssorgen abhebt. California Dreaming verwies als eine Art klangliches Symbol auf alle Arbeiten gleichermaßen.

Sanftes Wassergeplätscher, mechanisch-monotones Abwaschgeklapper, berieselnde Radiomusik – das waren die Geräusche, die der Besucher bei California Dreaming I zu hören bekam. Zu dieser akustischen Kulisse, der Blick aus dem Fenster. Die Assoziation, beim alltäglichen Spülvorgang aus dem Küchenfenster zu schauen und sich anhand der aus dem Radio ertönenden Evergreens allerlei Bilder zu erträumen, stellte sich ein. Ein Ausblick auf eine schöne Welt der Imagination, die jeder nach seiner Façon betreibt. – Dennoch blieb die schlichte Realität: die Straße, die vor dem Fenster vorbeiführt.

Licht- und Schatten-Spiele erschufen einen eigenen Ort für California Dreaming II. Mit wenigen Mitteln verwandelte sich eine beliebige Stelle im Raum zu einer in sich abgetrennten, privaten Örtlichkeit: Wasser rauscht, eine Männerstimme singt laienhaft wie hingebungsvoll den Song That’s My Way . Die Privatssphäre des allmorgendlichen Duschrituals, fernab vom Draußen, fernab von der realen Welt mit all ihren zukünftigen Herausforderungen und Schwierigkeiten, wurde hier öffentlich.

Ist dieser Rückzug in Imagination und Privatssphäre die Flucht in eine eigene Wunschzukunft, die den Einzelnen doch wieder in mögliche Unsicherheiten der Realität entlässt, sobald die alltäglichen Rituale ihr Ende finden? Es funktioniert nur so lange, wie es dauert.

Bei California Dreaming III wurde der schmale Durchgang im Foyer zur räumlichen Gestaltung einer weiteren Situation genutzt: So manches Mal stört das Gehämmere des metallisch aus dem Discman herausdringenden Rhythmus die Sphäre des Nachbarn – oder ist auch dieser nicht in der Lage, es wahrzunehmen, weil er selbst im Raum des eigenen Discman schwebt? Ebenso diese Szenerie dürfte von Aufenthalten in Bussen bekannt sein: Ein jeder – abgetrennt vom nächsten Nachbarn, befindet sich in seiner Welt. Handelte es sich hier um eine Zuspitzung der beiden anderen Arbeiten, indem der Anonymitätsaspekt die zuvor noch träumerische Abgeschiedenheit der Privatssphäre in ihrer letzten Konsequenz andeutete?

Eigene Räume in dieser oder jener Art begegneten den Zukunftsausblicken. Mit äußerst sparsam eingesetzten Mitteln erzeugte Andreas Märker Licht-, Klang- und Raumeffekte. Sie stellten die Betrachter vor ein Spiel mit angedeuteten Situationen, die dazu aufforderten, sich hineinzubegeben, Situationen und Zukunft selbst zu assoziieren und zu imaginieren. – Ein möglicher Umgang, der ´realen´ Zukunft aus dem Weg zu gehen? Konterkariert diese Aufforderung das Thema Ausblicke? Oder hinterfragt, ironisiert und kritisiert gerade eine solche öffentliche Darstellung diesen Umgang mit Zukunft? Zwei Positionen scheinen einander gegenüberzustehen: die Abgeschiedenheit des Einzelnen und die ihn umgebende Realität. Vielleicht aber ist es aber gerade eine gewisse Unbekümmertheit in der eigenen Vorstellungskraft, die Zukunft einfach werden lässt?

Hille Schwarze





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