Archiv Projekt: Foyer -Austellungen
Matchpoint
Foyerausstellung von Anke Gollub Februar- April |
Heute fand ich in meiner Tageszeitung Beilagen von H&M, Galerie Kaufhof, Esprit und Douglas. Hose für 35€, Bluse und Schal zusammen für 24,99€ und beim Kauf des Parfüms bekomme ich noch eine Gesichtlotion gratis, schreiben sie und eine wunderhübsche Frau grinst wie ein Honigkuchenpferd. Und auf der nächsten Seite auch. ES IST EIN VERSPRECHEN, sagen sie, junge Tageszeitungsbeilagenmacher, und zeigen uns Junggebliebene und ganz Junge, an denen es schon funktioniert. SIE LÄCHELN UND FREUEN SICH. Sie haben es richtig gemacht und können unbeschwert und ohne Sorgen durch den Alltag. Beim Kauf der richtigen Marke ist Schluss mit Durchschnittlichkeit, sagen sie. Dann geht ab im Leben. DAS IST EIN VERSPRECHEN. Daran glauben wir. Und ich gucke auch mal auf mich, also äußerlich und sehe, dass ich ihnen vollkommen auf den Leim gegangen bin. Strickjacke Carhatt, die Hose von Levis und zu Hause gibt’s jeden Morgen Nivea auf die Hände. DENN ..NUR SO GEHT ES MIR GUT: UND MARKE MACHT SINN. Unsinn, sagt Anke Gollub, Marke und ihre Werbung macht kein Sinn. Sie hat die Fotos in ihren Zeichnungen kopiert, diese lächelnden Werbesprechen und zeigt: Die Lächeln alle gar nicht wirklich, die spielen dir was vor und nachher siehst du den Wald vor lauter Bäumen oder Werbung nicht mehr. Stehst im Wald und weißt nicht gar mehr raus und dabei dachtest du immer, nur das macht Sinn und ... da geht es lang Ein frecher Junge und ein freches Mädchen hängen bei uns im Schaufenster rum, also an so etwas wie einem dicken roten Faden herum, wie Marionetten herum und vielleicht haben ihre Eltern ihr Leben schon voll und ganz geplant. Erst natürlich die Schule, dann Zivi oder Bund für den Jungen und das Mädchen gleich auf die Uni oder erst einmal Auslandssemester, und dann UNI. Und später dann Heirat, ein bis zwei Kinder, aber nicht zu früh, und ein kleines oder - nein besser - ein großes Haus, wo sie, die Eltern vielleicht ihren lebensabend mit ihnen, dem frechen Jungen und dem frechen Mädchen, verbringen können. Aber meistens kommt anders, ganz anders als man denkt Zum Beispiel beim TENNIS Das Spiel entscheidet sich erst beim letzten ball, dem „matchpoint“ und vielleicht überlegt es sich der Ball ja doch anders. Guckt kurz über die Kante und rollt dann doch zurück und plötzlich steht man dort und hat das ganze Spiel verloren und der ganze schöne Plan ist kaputt, den man so hatte. ODER EBEN DIE ELTERN HATTEN.
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